Tod

Kein Wissen war für mich beruhigender als die Gewißheit, daß ich sterben muß. In diesen Augenblicken der Klarsicht - und man sieht sich selbst nur klar, wenn man sich als Fremden sieht - verschwinden alle Verzweiflung, aller Mutwille, alle Depression und weichen der Ruhe. Für mich war der Tod nicht so sehr ein Schreckbild, ein Zustand oder ein Ereignis, das eintreten und mich treffen wird, sondern eher eine Konzentration auf das Jetzt, eine Hilfe, ein Verbündeter in der Arbeit des Gegenwärtigseins.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Ich wußte plötzlich wieder, daß der Tod unser kluger und guter Bruder ist, der die rechte Stunde weiß und dessen wir mit Zuversicht gewärtig sein dürfen. Und ich begann auch zu verstehen, daß das Leid und die Enttäuschungen und die Schwermut nicht da sind, um uns verdrossen und wertlos und würdelos zu machen, sondern um uns zu reifen und zu verklären.
– Hermann Hesse, Peter Camenzind
Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön.
– Hermann Hesse, Der Steppenwolf
Die meisten Menschen haben solche Angst zu sterben, daß sie ganz darauf gerichtet sind, den Tod zu vermeiden und dabei nie richtig leben.
– Anthony de Mello, Warum der Schäfer jedes Wetter liebt
Wenn du imstande bist, dem Leben ins Gesicht zu lachen, erhältst du Macht über die Welt - genau wie derjenige, der darauf vorbereitet ist zu sterben.
– Anthony de Mello, Eine Minute Unsinn
Nur wer Angst vor dem Leben hat, hat auch Angst vor dem Tod.
– Anthony de Mello, Der springende Punkt
Es kommt darauf an, daß du auf etwas zu gehst, nicht daß du ankommst; denn man kommt nirgendwo an; außer im Tode.
– Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
Du hast nun die Wahl zwischen vielen Wegen. Doch welcher es auch immer sein mag, den du gehst: Gehe ihn mit ganzem Herzen. Denn alle Wege führen zum Tod. Darum wird dein Weg auch dein letzter Weg sein.
– Heinz Körner, Johannes
Wir gehen dem Tod entgegen, ohne zu wissen, wann unsere Zeit gekommen ist. Deshalb sollten wir bewußt leben, für jede Minute dankbar sein, aber auch dem Tod dankbar sein, denn er bringt uns dazu, über die Bedeutung einer Entscheidung nachzudenken, ob wir sie nun treffen oder nicht.
Mit anderen Worten, es gilt, alles zu unterlassen, was uns zu lebenden Toten macht, und alles auf die Dinge zu setzen, von denen wir immer träumten, und alles für sie zu riskieren.
– Paulo Coelho, Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchströmt, Nr. 32
[D]er Tod hat etwas Ungeheuerliches an sich. Tod an sich hat eine gewaltige Macht. Eine Transformation, genauso ehrfurchtgebietend wie das Leben selbst, und um so viel schwerer für uns zu verstehen.
– Philip K. Dick, Mozart für Marsianer
Um das Leben als Ganzes zu sehen, musst du es als Sterblicher sehen. Ich sterbe, du stirbst; wie könnten wir einander sonst lieben? Die Sonne brennt aus, wie könnte sie sonst scheinen?
– Ursula K. Le Guin, Die Enteigneten
Was Schlaf und Tod miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass beide für ihre Gäste nur Einzelzimmer bereithalten. Man kann niemanden mitnehmen.
– Juli Zeh, Schilf
Nostalgie ist eine Nebenwirkung des Sterbens.
– John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Zu denken, dass man selbst nie stirbt, ist eine weitere Nebenwirkung des Sterbens.
– John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Für jedes Lebensalter, ausgenommen das kindliche, bedeutet die Zeit ein gelindes Entsetzen, und doch wäre jedes Lebensalter schön, je weniger wir verleugnen oder verträumen, was ihm zukommt, denn auch der Tod, der uns einmal zukommt, lässt sich ja nicht verleugnen, nicht verträumen, nicht aufschieben.
– Max Frisch, Stiller
Was werde ich mir im letzten Atemzug vorwerfen? Sollte man sich diese Frage nicht in jedem Augenblick des Lebens stellen? Nicht erst am Schluss?
– Michael Köhlmeier, Die Abenteuer des Joel Spazierer
Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.
– Epikur, Brief an Menoikeus
Eine Mahlzeit ist nicht nur lebensspendend, sie erinnert auch an den Tod. Daran, dass der Körper ständig abgebaut und wieder aufgebaut wird. Sie erinnert daran, dass wir, wenn die Nahrung ausbleibt, sterben werden.
– Peter Høeg, Durch deine Augen