Zitate von Peter Høeg
Mein Leben habe ich mir in gewisser Weise selber eingebrockt, und ich will es gar nicht anders haben.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Verliebtheiten werden maßlos überschätzt. Verliebtheiten bestehen zu fünfundvierzig Prozent aus der Furcht davor, nicht akzeptiert zu werden, zu fünfundvierzig Prozent aus der manischen Hoffnung, daß diese Furcht ausgerechnet diesmal beschämt wird, und zu bescheidenen zehn Prozent aus dem zerbrechlichen Gefühl der Liebe.
Ich verliebe mich nicht mehr. So wie mich auch der Frühjahrskoller nicht erwischt. Aber man kann natürlich von der Liebe überfallen werden.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Doch begann auch er in Menschengestalt, und er tappte im Dunkeln, und seine Taten waren zufällig, bis ihm offenbart wurde, wer er sei und was er solle.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Jede theoretische Erklärung ist eine Reduzierung der Intuition.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Kein Wissen war für mich beruhigender als die Gewißheit, daß ich sterben muß. In diesen Augenblicken der Klarsicht - und man sieht sich selbst nur klar, wenn man sich als Fremden sieht - verschwinden alle Verzweiflung, aller Mutwille, alle Depression und weichen der Ruhe. Für mich war der Tod nicht so sehr ein Schreckbild, ein Zustand oder ein Ereignis, das eintreten und mich treffen wird, sondern eher eine Konzentration auf das Jetzt, eine Hilfe, ein Verbündeter in der Arbeit des Gegenwärtigseins.
– Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Talent ist die Fähigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Beim Balancieren und beim Beten wird man mit sich selbst konfrontiert. Hinter der muskulären und geistigen Anspannung muß es einen Punkt unbeschwerter Ruhe geben. In diesem Punkt begegnet man sich selbst.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Mit Vierzig plus arbeiten wir alle an der Vergoldung unserer Erinnerungen.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Es gibt zwei Arten von Stille [...]. Die hohe Stille, die hinter dem Gebet. Die Stille, wenn man dem Göttlichen nahe ist. Die Stille, welche die verdichtete, ungeborene Anwesenheit allen Lichts ist. Und dann gibt es die andere Stille. Hoffnungslos weit entfernt von Gott. Und von anderen Menschen. Die Stille der Abwesenheit. Die Stille der Einsamkeit.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Die Kehrseite des Respekts ist eine unnötige Distanz.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Wirkliche Freiheit ist die Befreiung davon, eine Wahl treffen zu müssen. Weil alles perfekt ist.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Die Welt ist voll von Menschen, die sich zu Dingen äußern, von denen sie keine Ahnung haben.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Vielleicht stimmt es, daß die Liebe ewig währt. Aber ihr Aussehen, ihre Gestalt verändert sich die ganze Zeit.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Vielleicht tritt die Liebe ein, wenn es für einen anderen und einen selbst in Ordnung ist, daß man ist, wie man ist.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
In den großen spirituellen Traditionen kann der Lehrer den Schüler nicht auffordern zu fragen. Nicht einmal in Bedrängnis. Nicht einmal, wenn er vor der allerletzten Möglichkeit überhaupt steht, eine Frage zu stellen. Der Grund ist einleuchtend. Der Lehrer kann im Schüler keine Offenheit erschaffen. Kein Mensch kann einen anderen Menschen öffnen. Alles, was wir tun können, ist warten. Und dann in die Offenheit hineinarbeiten, wenn sie eintritt.
– Peter Høeg, Das stille Mädchen
Es gibt nur die Jahre, in denen wir an die endgültigen Antworten glauben und dafür kämpfen, und die Jahre, in denen wir einzusehen versuchen, dass wir immer mit den Fragen leben müssen.
– Peter Høeg, Von der Liebe und ihren Bedingungen in der Nacht des 19. März 1929
Eine Mahlzeit ist nicht nur lebensspendend, sie erinnert auch an den Tod. Daran, dass der Körper ständig abgebaut und wieder aufgebaut wird. Sie erinnert daran, dass wir, wenn die Nahrung ausbleibt, sterben werden.
– Peter Høeg, Durch deine Augen
Für Kinder ist das Außergewöhnliche nicht Beunruhigendes. Es ist das Normale. Für Kinder ist die Welt immer außergewöhnlich.
– Peter Høeg, Durch deine Augen
Wir merken erst, was wir haben, wenn wir es nicht mehr haben. Oder kurz davor sind, es zu verlieren.
– Peter Høeg, Durch deine Augen
Wir saßen da, und ich wußte, so war das Gefühl, wenn man vollkommen innerhalb war. Man sitzt nahe bei einem anderen Menschen und wird verstanden, alles wird verstanden, und nichts wird beurteilt, und man wird gebraucht.
– Peter Høeg, Der Plan von der Abschaffung des Dunkels